Abiball-Komitee der 12. Klassen erwägt Neuwahl des Abschluss-Mottos nach Schülerkritik und heftigem Streit
20.03.2021 | Beitrag teilen Beitrag teilen: | Domain: https://OK | Link wurde kopiert! |
Foto: © Bernd Pisczan
Wie das Abiball-Komitee gestern über den Messenger Facebook WhatsApp bekannt gegeben hat, steht nun das Ergebnis der Abstimmung über das diesjährige Abschlussmotto fest: Der Spruch „Abistokratie – der Adel geht, das Fußvolk bleibt“ erhielt mit etwa einem Drittel die einfache Mehrheit. Die genauen Abstimmungsresultate wolle man zudem nachreichen, sobald das Thema endgültig festgelegt sei, wie dem Rutheneum-Boten auf Anfrage mitgeteilt wurde.
Bis es jedoch „rechtskräftig“ ist, muss das Motto nach Angaben des Komitees aus ungenannten Gründen zunächst durch die Schulleitung genehmigt werden. Dies stelle jedoch kein Problem dar, schließlich sei das Thema „unkontrovers“.
Prompt äußerten einige Schüler in der Klassenstufengruppe auf Facebook WhatsApp jedoch Kritik an Thema und Wahlprozess. So zeigten sich manche der zukünftigen Abiturienten irritiert darüber, dass ein Motto bestimmt werde, welches die absolute Mehrheit des betreffenden Jahrgangs nicht habe überzeugen können, und schlugen stattdessen vor, eine Stichwahl über die beliebtesten drei Sprüche abzuhalten, um eine ausreichende demokratische Legitimation sicherzustellen.
Diese Idee wurde jedoch umgehend durch Vertreter des Komitees abgeschmettert; man müsse die gefallene Entscheidung akzeptieren, und eine derartige Zweitabstimmung sei niemals geplant gewesen.
Befürchtungen, nach denen manche Teilnehmer unerlaubt mehrfach votiert hatten, wurden bislang nicht eindeutig belegt; dennoch schrieb Tillman Becker MdAK (Mitglied des Abiball-Komitees), dem sei nicht mehr zu helfen, „wer nicht den Anstand habe, nur einmal abzustimmen“. Er sprach zudem von „Anzeichen, dass einige zweimal abgestimmt“ hätten. Der Rutheneum-Bote kann dies jedoch weder verifizieren noch falsizifieren.
Wie im Facebook-WhatsApp-Chat angesprochen wurde, ist es allerdings nicht sonderlich schwer, Online-Umfragen „auszutricksen“ und sich als vorgeblich weiteren Wahlberechtigten zu inszenieren. Dazu muss der Abstimmende auf einen anderen Browser bzw. ein anderes Gerät wechseln, die Cookies des Browsers löschen oder seine IP-Adresse über Proxy-ähnliche Dienste wie das Tor-Netzwerk verschleiern.
An dieser Stelle sieht sich der Rutheneum-Bote seinem Wahlspruch „Veritati obligatus“ entsprechend dazu verpflichtet, möglicherweise falschen und rein spekulativen Vermutungen keinen Vorschub zu leisten, und stellt klar, dass eine Wahlmanipulation derzeit nicht belegt ist.
Nach einer unerwartet hitzigen Diskussion zwischen Aktion und Reaktion erwog das Abiball-Komitee offenbar doch eine Stichwahl; zumindest wurde der 20. März um 11.00 Uhr als Frist für „Begehren“ gesetzt, endgültig über das zu verwendende Thema zu entscheiden. Um die Befragung diesbezüglich sollten sich die Kurssprecher kümmern.
Aktualisierung: Mittlerweile steht das Ergebnis der Umfrage über eine Stichwahl fest, wie Becker MdAK über ebenjenen Facebook-WhatsApp-Chat mitteilte:
Tillman Becker MdAK
Ergebnis des Begehrens
Stimmen Für eine Neuwahl: 32 von 62. Damit ist das Ergebnis fast genau so knapp wir die ursprüngliche Abstimmung. Da mehr als die Hälfte der Gesamtzahl der Schüler dafür gestimmt hat, wird eine Neuwahl des Themas stattfinden.
Abgestimmt wird über die TOP 3
• Abistokratie - Der Adel geht, das Fußvolk bleibt
• AbiVegas - um jeden Punkt gepokert
• AbiVengers - Das war das Endgame
Die Abstimmung wird geteilt: Die A-Gruppe wird am Montag traditionell per Zettelchen abstimmen. Die B-Gruppe über eine Plattform namens „VotesUP“. Diese Plattform wird auch von Vereinen zu Vorstandswahlen benutzt und sind damit sehr sicher. Nähere Infos zu der Plattform gibt es demnächst.
Alle Schüler der B-Gruppe halten sich am Montag von 11:30 ein Zeitfenster von ca. 15 Minuten frei.
Die A-Gruppe stimmt in der Pause von der 4. zur 5. Stunde ab - also nicht gleich abhauen.
Ich hoffe, dass alle mit dieser Vorgehensweise okay sind.
Bis Montag
Als weiteren Kritikpunkt nannten andere Schüler zudem den Bekleidungsaspekt; je nach Motto sei es unterschiedlich schwer bzw. kostspielig, ein geeignetes Kostüm zu beschaffen. In dieser Hinsicht sei die „Abistokratie“ total suboptimal.
Rufe nach mehr Sachlichkeit („unnötiges Drama“, „wie im Kindergarten“) verhallten in der Kontroverse unbeachtet. Beide Diskussionsseiten hatten sich zuvor gegenseitig vorgeworfen, beleidigend und ausfallend zu streiten.
Ob eine für alle – wohlgemerkt – Gymnasiasten zufriedenstellende Lösung gegebenenfalls abseits der Bürokratie und Regulation gefunden werden kann, verbleibt leider unklar, wenn auch zu hoffen.
Gustav Blaß